In den letzten Wochen waren wir damit beschäftigt, unsere Infrastruktur auf künftige Herausforderungen vorzubereiten. Nicht nur mehr Laptops müssen aufbereitet werden, sondern auch Compliance-technische Bereiche erweitert werden. So können wir nun bis zu 75 Laptops gleichzeitig aufbereiten und Datenträgerlöschungen zertifizieren. Alles automatisiert und skalierbar – ganz in unserem Sinn.
— Autor: Tobias Schär (Gründer und Präsident)
Der Infrastrukturausbau
Ende Dezember stellten sich Benjamin und ich die Frage, welche Herausforderungen dieses Jahr die meisten Kopfschmerzen bereiteten. Schnell war klar, dass wir mehr Geräte aufbereiten müssen und diese auch immer besser auf ihre Leistung testen müssen. Wir möchten mit unseren Geräten Freude bereiten und nicht Frust verbreiten. Daher wurde direkt in den letzten Wochen des Jahres ein Benchmark-Prozess aufgesetzt, mit dem wir alle Geräte klar klassifizieren können.
Die nächste Baustelle war dann die gesamte Arbeitsfläche. Denn wir konnten bis anhin «lediglich» 33 Geräte gleichzeitig löschen und aufbereiten. Unser Ziel war es zunächst, bis zu 100 Laptops gleichzeitig aufzusetzen. Wir wurden dann aber schnell aufgrund der elektrotechnischen Gegebenheiten auf den Boden der Realität gezogen. Nichtsdestotrotz haben wir uns sofort an die konzeptionellen Arbeiten gemacht und strebten an, Mitte Januar dann mit 75 Geräten starten zu können.
Neben Tischen, Kabelkanälen und Stromversorgungen entstanden mit dieser Skalierung auch einige Herausforderungen für unser Netzwerk. Benj kann von der Vielfalt der Probleme ein Lied singen, die bei unserem «Upscaling» aufgetreten sind. Nicht nur galt es nun auf einmal, den Datenfluss unseres Servers mit 10Gbit/s an unsere Endgeräte zu liefern, sondern auch die Kommunikation mit anderen Systemen sicherzustellen – so beispielsweise mit unserer Jira-Umgebung. Diese ist unser Haupttool für alle Anfragen, die wir täglich bewältigen.
Löschzertifikat
Wir möchten künftig sämtliche Datenträgerlöschungen auch dokumentieren. Das Problem: Es gibt einige Anwendungen, die für unsere Zwecke geeignet sind, jedoch nicht in unser Ökosystem passen. Wir arbeiten mit spezifischen Systemabbildern und müssen mit anderen Anwendungen kommunizieren. Die Lösung: Benj macht mal was!
Gesagt, getan! Nach wenigen Stunden war ein erster Wurf eines Verifizierungsvorganges und eines Zertifikates gefertigt. Künftig werden Privatpersonen, wie auch Firmenspender die Möglichkeit haben, ihre Löschzertifikate auf unserer NextCloud herunterzuladen. Hier sind dann auch Informationen zu den Geräten, den Datenträgern und auch des Löschvorganges einsehbar. Hier ein Beispiel:
Somit können wir die professionelle Löschung sicherstellen und ausweisen. Was andere gegen teures Geld machen, machen wir völlig kostenfrei. Wir sind froh, wenn wir die Festplatten der Altgeräte wiederverwenden dürfen – hierfür nehmen wir gerne einen kleinen Zusatzaufwand in die Hände 🙂
Falls dann doch mal ein Gerät in die Tonne muss, wird ebenfalls ein entsprechendes Zertifikat ausgestellt, welches den Ausbau der Festplatte(n) und deren anschliessende Zerstörung bestätigt. Somit lassen wir bezüglich des Datenschutzes nichts anbrennen. Wir halten uns bei den Datenlöschungen an die folgenden Standards:
- NIST 800-80
- DoD 5220.22-M
Es werden alle Festplatten einzeln gelöscht und danach verifiziert. Dies stellt sicher, dass die Daten nicht nur gelöscht sind, sondern auch wirklich gar nichts mehr auf den Speichermedien vorhanden ist.
Schnittstellenarbeiten
Ich selbst habe den Anspruch an unsere Arbeiten, dass möglichst wenig manuelle Inputs notwendig sind, um unsere Prozesse abzuhandeln. Dazu gehört auch, dass man entsprechende Tools miteinander verbindet. Um dies vorzunehmen, muss man sich zuerst mal fragen, welche Daten aus welcher Umgebung kommen. Wir haben aktuell in folgenden Tools Informationen oder Dateien, auf die wir zugreifen müssen:
- Jira
- NextCloud
- Clients (Laptops)
- Server
Auch hier werkelte Benj sehr fleissig. Ich war in der privilegierten Lage nur zu sagen, wo wir was brauchen. Die Kombinationen eines kritischen Requirements Engineers und eines bombastischen Entwicklers kamen hier voll zum Glanz. Nun sprechen alle unsere Systeme miteinander und wir können alle Szenarien unserer Arbeiten (fast) vollständig automatisieren.
Wir werden dann in diesem Jahr auch eine Reihe von technischen Beiträgen herausgeben, damit wir für Interessierte hier mehr Einsichten geben können. Wir sind stolz darauf, was wir auch software-technisch erschaffen konnten – und der grösste Dank gehört hierbei Benj!
Verteilfenster und Kooperationen
Auch an uns geht Corona aber nicht ohne weiteres vorbei. So haben wir unser Verteilfenster vom 16. Januar absagen müssen. Wir würden als Verein ein schlechtes Zeichen setzen, wenn wir jetzt uns selber, aber vor allem auch die Besucher bei uns einem erhöhten Risiko aussetzen würden. Wir werden nun schauen, wie wir diese Angelegenheit für die Betroffenen lösen, möchten aber auch hier die Chance nutzen, um noch mehr Kooperationen zu schaffen.
Wir bemerken beispielsweise, dass sich vermehrt auch Personen aus dem Migrationsumfeld bei uns melden. Damit wir hier eine möglichst saubere und auch langfristige Lösung schaffen können, sind wir nun mit verschiedenen Durchgangszentren Ausstattungsmöglichkeiten am Prüfen und arbeiten auch immer mehr mit Integrationsorganisationen. Es scheint, als ob es hier noch viel Potenzial zur Verbesserung gibt – auch wenn wir bereits jetzt auf fast 200 Partnergemeinden und Organisationen zählen dürfen.
Hier geht’s zu unserer Partnerkarte!
Was steht für 2021 auf dem Plan?
Das wissen wir selbst noch nicht so ganz, denn aktuell werden wir nicht nur von Anfragen in alle Richtungen überrannt, sondern stehen auch in der komfortablen Situation, dass wir wahrscheinlich bald noch viel professioneller arbeiten dürfen.
Über unsere Partnerschaften erhalten wir fortlaufend auch finanzielle Mittel, die uns bald ermöglichen werden, auch Arbeitsverhältnisse aufzubauen. Dies wäre für uns nicht nur ein Meilenstein, sondern auch eine weitere Möglichkeit, noch besser zu wirken.
Da wir auch im Zuge unserer Partnerschaften vermehrt mit Support-Fragen eingedeckt werden, werden wir auch in den kommenden Monaten die konzeptionellen Arbeiten aufnehmen, um ein Frage- und Antwort-Forum aufzubauen, sowie dedizierte Schulungsprogramme mit anderen Partnerorganisation zu errichten.
Und was alles noch so weiter kommt, das steht in den Sternen. Ich selbst bin aber der Überzeugung, dass wir in der Schweiz noch viel bewegen können. Und dies ist nicht nur mir als Gründer zu verdanken, sondern auch dem ganzen Team und schlussendlich auch den lieben Spendern, die uns unsere Taten erst ermöglichen. Den aktuellen Spenderekord hält übrigens die Schule Uster, die uns anfangs Januar auf einen «Tätsch» gegen 300 Geräte geschenkt hat! Zu dieser Spende werden wir dann noch auf unseren anderen Kanälen im Verlauf der kommenden Woche informieren.
Wenn Du es bis hierhin geschafft hast, danken wir Dir sehr für die aufgewendete Zeit. Wir wissen, was wir bewegen und danken auch Dir, dass Du weiterhin auf unsere Zwecke hinweist. Vergiss nie, dass der Elektroschrott der Einen neue Perspektiven für andere sind.
— Tobias Schär, Gründer und Präsident «Wir lernen weiter»